Frederique Constant & Alpina Go Smart

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Stefan Sebök, zuletzt aktualisiert am 22.09.2016

Strategischer Uhrencoup

Uhrenkosmos 2015: Apple macht es. Montblanc auch. Tag Heuer, Swatch wollen es, Mondaine wird nachziehen. Dann ergreift einer der Kleinen unter den Großen die Initiative, präsentiert der enthusiasmierten Uhrenwelt die erste Schweizer Smartwatch im klassischen Uhrengehäuse und demonstriert strategisches Leadership. Klarer Fokus liegt auf dem Lifestyle-Segment bei Smartphone-affinen Käufern von Luxus-Uhren. Frédérique Constant und Alpina ziehen mit einem süffisanten Lächeln auf dem Zifferblatt an der Konkurrenz vorbei. Klein kann ganz schön smart sein. Frédérique Constant, die unabhängige und ambitionierte Traditionsmanufaktur aus Plan-les-Ouates bei Genf, die allein in den beiden letzten Jahren 50 Patente anmeldete, entschied 2015 ein taktisches Manöver für sich. Das inhabergeführte Traditionshaus fügte Schweizer Uhrenhandwerk mit den Segnungen des Silicon-Valley-Wissens zu einem klassischen Zeitmesser mit Intelligenz und Chuzpe zusammen und war damit den Marktgranden der Haute Horlogerie eine digitale Nase voraus. Schwester Alpina kümmerte sich um das sportliche Pendant. Lediglich Montblanc war um einen Uhrentick schneller als Frédérique Constant, die Swatch Group und Tag Heuer sahen sich zeitlich abgehängt. Peter Stas, Firmenchef von Frédérique Constant und Alpina, hatte sichtlich seine Freude daran.

Joint Venture für die erste Smartwatch im klassischen Outfit

So blieb es Firmenchef Peter Stas vorbehalten, sich bei der Vorstellung seiner „Helvetica No. 1 Horological Smartwatch“ im Nimbus eines Uhren-Pioniers zu sonnen. Der Uhren-Coup war ihm eine Unternehmensgründung wert. Mit „Fullpower Technologies“ gewann Frédérique Constant einen verlässlichen und potenten Computertechnik-Partner aus dem Silicon Valley. Der Standort bei Genf sicherte der „Manufacture Modules Technologies (MMT)“ weiterhin das „Swiss Made“-Label, das nur gewährt wird, wenn mindestens 60 Prozent von Uhr und Werk nach Schweizer Traditionsstandards im Lande produziert werden. Als erster Lizenznehmer von MMT legte Mondaine ein eigenes Modell auf. Der vielversprechende Probelauf bei Frédérique Constant weckte Begehrlichkeiten, denn die technischen Möglichkeiten der ersten Horological Smartwatch waren längst nicht ausgeschöpft. Uhren- und Smartphone-Liebhaber dürfen also weiter gespannt sein. Anders als die Kreation aus dem Hause Montblanc, ein Automatik-Chronograph mit integrierten Mikro-Display am Armband, der innerhalb einer hippen, trendy Zielgruppe gut aufgehoben ist, versteht sich die Smartwatch bei Frédérique Constant nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zur mechanischen Uhr. Mit ihrem klassisch-noblen Gepräge zielt die Manufaktur auf soignierte Anzugträger in Vorstandsetagen, die klobigen Kunststoffteilen, Vibrationen oder Pieptönen am Handgelenk wenig abgewinnen können. Ihre Smartwatch ist und bleibt eine Uhr – eindeutig rund mit 42 Millimetern Durchmesser und mit analogen Zeigern – was der digitalen Funktionalität keinen Abbruch tut. Die gängigen Wearables aus den Elektronik-Laboratorien streben eine Uhren-Attitüde gar nicht erst an.

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Luxusuhren für fitte und ausgeschlafene Liebhaber

Am 9. September 2014 präsentierte sich die innovative Apple Smartwatch im Blitzlichtgewitter der Journalisten. Ihre technologische Potenz war unverkennbar. Die Frédérique Constant Smartwatch dagegen lässt auf den ersten Blick nicht vermuten, dass sie eine enge Liaison mit Smartphone und Tablet pflegt. Sie tritt dezent und klassisch ins Smartwatch-Zeitalter ein. Äußerlich unspektakulär. Auf den typischen Features – weißes Zifferblatt, goldenes Gehäuse, motorbetriebene Zeiger – lassen sich keine besonderen Bezüge ausmachen. Eine schöne Uhr, wie man sie von Frédérique Constant kennt und schätzt. Allenfalls der mysteriöse Knopf auf der Krone und ein kleines, auf 6 positioniertes Zifferblatt fallen aus dem Rahmen. Es trägt eine Datumsanzeige mit Mondsymbol und eine ominöse Skala von 0-100 auf beiden Zeigern, die Fragen aufwirft.

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Bewegungsmelder und Schrittkontrolleur

Das Geheimnis des Innenlebens ist rasch gelüftet: Intelligente Sensortechnologie macht tägliche Routinen wie Bewegung und Schlaf messbar. Die „Horological Smartwatch“ spielt ihre Talente als Sensorträgerin aus, die bestimmte Aktivitäten und Bewegungen ihrer Träger verfolgen, registrieren und an Smartphone oder Tablet melden kann. Konfiguriert wird am Smartphone, registriert in der Watch anhand der Bewegungen des Trägers, vor allem seiner Schritte. Was kann die Smartwatch besser als ein reiner Schrittzähler? Charme verleiht die App, die kontrolliert und auswertet oder Inaktivitäts-Alarm auslöst. Fitness-Tracking soll einen Beitrag zum Wohlbefinden der Manufaktur-Kunden leisten – So tönt es zumindest aus Genf. Nützlich und sinnvoll ist die Kontrollfunktion 24/7-MotionX-Aktivitäts- und Schlaferfassung vor allem dann, wenn der Träger sich spezielle Fitnessziele gesetzt hat, etwa ein tägliches Mindestpensum von X Schritten. Dann enthüllt die Hundertskala gnadenlos, zu wie viel Prozent sich der Träger seinem Ziel angenähert hat oder auch nicht.

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Smarter und entspannter in den Tag

Auch in der Nacht macht die Smartwatch kein Auge zu, wenn sie – etwas gewöhnungsbedürftig – am Handgelenk getragen oder unter dem Kopfkissen verstaut wird. Ihre Funktion Sleeptracker überwacht die Bewegungen des Schlummernden und spürt auf, in welcher Schlafphase er sich gerade befindet. Ihre wahre Intelligenz offenbart sie am Morgen wenn das Programm „Sleep Cycle Alarm“ den Träumenden nicht aus einer Tiefschlafphase reißt sondern dann wenn seine Bewegungen auf eine Leichtschlafphase hinweisen und der Weckruf leichter verkraftet wird. Die erstaunliche lange, mehr als zweijährige Batterielebensdauer wird durch den Verzicht auf ein elektronisches Display möglich, und energiesparendes Bluetooth schaltet die bidirektionale Beziehung zwischen Smartwatch und Smartphone. Dass die Smartwatch mit Apple- und Android-Smartphones kompatibel ist, ist eh klar.

Das Wettrüsten um den Quartzuhren-Markt

Das Geheimnis des Innenlebens ist rasch gelüftet: Intelligente Sensortechnologie macht tägliche Routinen wie Bewegung und Schlaf messbar. Die „Horological Smartwatch“ spielt ihre Talente als Sensorträgerin aus, die bestimmte Aktivitäten und Bewegungen ihrer Träger verfolgen, registrieren und an Smartphone oder Tablet melden kann. Konfiguriert wird am Smartphone, registriert in der Watch anhand der Bewegungen des Trägers, vor allem seiner Schritte. Was kann die Smartwatch besser als ein reiner Schrittzähler? Charme verleiht die App, die kontrolliert und auswertet oder Inaktivitäts-Alarm auslöst. Fitness-Tracking soll einen Beitrag zum Wohlbefinden der Manufaktur-Kunden leisten – So tönt es zumindest aus Genf. Nützlich und sinnvoll ist die Kontrollfunktion 24/7-MotionX-Aktivitäts- und Schlaferfassung vor allem dann, wenn der Träger sich spezielle Fitnessziele gesetzt hat, etwa ein tägliches Mindestpensum von X Schritten. Dann enthüllt die Hundertskala gnadenlos, zu wie viel Prozent sich der Träger seinem Ziel angenähert hat oder auch nicht. Was kann die Horological Smartwatch darüber hinaus noch? Ach ja, sie zeigt auch Uhrzeit und Datum an. Während sich Frédérique Constant bei seiner Smartwatch den klassisch-eleganten Herrenuhren widmet, wendet sich die Schwestermarke Alpina mit ihren sportiven Modellen auch an eine feminine Käufergruppe.

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Über den Autor

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Stefan Sebök

Während meiner Schulzeit habe ich im Lager eines Auktionshauses gearbeitet und bin damals erstmals in Berührung mit exklusiven, mechanischen Uhren gekommen. Die Faszination war ab diesem Moment geboren und hat mich bis heute nicht losgelassen. Für mich war also sehr früh klar, dass ich mehr zum Thema Geschichte und Preisentwicklung von Uhren lernen- und natürlich selbst irgendwann eine automatische Uhr besitzen möchte. (Mein absoluter, leider weit entfernter Traum war damals eine Rolex GMT Master mit der blau roten Pepsi Lünette). Während meines Studiums wagte ich dann erste Schritte mit dem Handel von gebrauchten Uhren über verschiedene Onlinemarktplätze und konnte mir dann auf diesem Wege eine gebrauchte Breitling Colt leisten.