SIHH 2019 - Die Wichtigsten Neuerscheinungen des Jahres

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Stefan Sebök, zuletzt aktualisiert am 22.01.2019

Der Salon International de la Haute Horlogerie Genf ist ein international bedeutsamer Treffpunkt der Uhrmacherbranche und die Hausmesse des Richemont Konzerns. 35 angesehene Marken stellen ihr Angebot auf der Genfer Veranstaltung vor, darunter genauso Marken des eigenen Hauses wie unabhängige. Die eingeladenen Gäste sind vor allem Leute vom Fach, die es gilt mit den neuen Produkten, Trends und Entwicklungen des neuen Jahres zu überzeugen. Die Neuerscheinungen der Uhrmacherkunst reichen dabei jedes Jahr wieder von Chronographen über Fliegeruhren, bis hin zu Taschen- und Weltzeituhren. Somit ist immer für jedermann etwas geboten und der feine Salon jedes Mal wieder ein abwechslungsreiches Highlight auf höchstem Niveau.

Der diesjährige Genfer Uhrensalon sticht heraus

Der SIHH ist eine der weltweit bedeutendsten Events für Luxusuhren. Deshalb gilt es das neue Angebot der Manufakturen in dem eleganten, exklusiven Ambiente des Salons bestmöglich zu präsentieren und die Kenner über die Zukunft des Handwerks zu informieren. Bis zum 17. Januar stellten 18 bekannte alte Hasen und 17 kleine, jüngere Marken nun vier Tage lang ihr Sortiment für das neue Jahr vor. Eins ist dabei sicher: Kompetenz und Vielfalt waren in höchstem Maße vertreten. Dieses Jahr fand der Genfer Uhrensalon allerdings das letzte Mal im Januar statt. 2020 wird er wie die Baselworld in den April bzw. Mai verlegt – ein kleiner Abschied also. Wir verraten Ihnen nachfolgend alle Höhepunkte und top Gesprächsthemen der SIHH 2019 – der letzten Ihrer Art.

Das ist Trend

Wie jedes Jahr gibt es auch diesmal wieder neue Trends, von denen man auf jeden Fall wissen sollte. Auch 2019 bleiben blaue Uhren angesagt. Diese haben sich mittlerweile so etabliert, dass sich sogar über diverse Schattierungen gründlich ausgetauscht wird. Bronzetöne konnten sich ebenfalls einen Platz im Sortiment vieler Hersteller sichern. Oft werden diese durch grüne Ziffernblätter ergänzt – eine gewagte Kombi, die allerdings nicht bei jedem gut ankommt. Bedruckte oder flache Ziffernblätter sind wiederum kaum mehr gefragt. Ziffern sind mindestens appliziert und das Blatt hat mehr als eine Ebene. Geöffnete Platinen werden facettiert, Gläser weisen außergewöhnlich gebogene Oberflächen auf. Zusätzlich sind bei der Wahl der Materialien Fusionen angesagt: „Ceratanium“ von IWC ist nur eine Kombination von vielen, die mit dem Ziel entstanden sind, die Zeitmesser noch robuster zu machen. Zudem bleibt Retrodesign im Trend, das man auch unter der Bezeichnung „Vintage“ oder „Heritage“ an jeder Ecke findet. Angesehene Kultstücke aus früheren Zeiten werden dabei aktuell in allen möglichen Farb- und Größenversionen neu aufgelegt – selbstverständlich aber mit Kalibern und Materialien nach den modernen Standards.

Cartier war der Star der Messe

Cartier legt den Fokus mit dem neuen Santos-Modell 2019 auf über 100-jährige Traditionen. Die „Santos de Cartier“ war eine der ersten Fliegeruhren der Welt und wurde von Louis Francois Alfred, dem Sohn des Unternehmensgründers, und dem bekannten Motorflugpionier Alberto Santos-Dumont entworfen. Der neue „Santos de Cartier Chronographe“ der französischen Luxusmarke besticht nun durch extra schlankes Design und einfache Handhabung.

Das verbaute Manufaktur-Kaliber 1904-CH MC ist zudem ein wahres Vorzeigestück feinster Uhrmacherkunst. Dazu kann das Armband kann ganz einfach mit Druckknöpfen ausgewechselt werden. Mit dem patentierten, im Gehäuse versteckten „QuickSwitch“-Mechanismus kann der Träger mühelos zwischen Versionen aus Kautschuk, Leder oder Stahl wechseln. Zudem erlaubt das ebenfalls patentierte „SmartLink“-System die Länge von Metallarmbändern ohne zusätzliches Werkzeug zu verstellen – ein cleverer Move der Fanzosen. Weiteren Gesprächsstoff bot die „Panthère de Cartier Mini“. Die Ikone der 80er Jahre erfreut sich noch heute großer Beliebtheit und wurde jetzt als elegante Miniversion gelauncht. Ein von Schrauben umrandetes Ziffernblatt, geschmeidige Goldglieder, weiche Kanten und die prominente achteckige Aufzugskrone – die Panthère, wie der Kenner sie schätzt.

Die originalgetreue Nachbildung in neuem Format überzeugt, denn alle Proportionen wurden perfekt übersetzt. Ideal also für zierliche Handgelenke und zur Kombination mit weiteren Schmuckstücken. Für Damen wurde dieses Jahr außerdem die bekannte „Baignoire“ neu aufgelegt. Die Armbanduhr erschien bereits 1910, für das neue Exemplar wurde sich jedoch am Design der Variante von 1958 orientiert.  Schon Catherine Deneuve, Jeanne Moreau und Romy Schneider bekannten sich zu Fans dieser eleganten Uhr. Das ovale Gehäuse mit schmalem Armband und römischen Ziffern auf silbrig-mattem Hintergrund geben ein edles, modernes Bild ab. Weniger dezent kommt im Vergleich die Schwester dieses Zeitmessers daher: Die in die Länge gezogene Lünette der „Baignoire Allongée“ wird von Spitzen aus Rotgold geziert. Kombiniert wird das extravagante Gehäuse mit einem Band aus Alligatorleder. Für extra Dramatik ist das Modell auch mit diamantbesetztem Ziffernblatt und sogar mit kompletter Diamantverkleidung erhältlich.

Weitere Highlights der Topmarken

A. Lange & Söhne

A. Lange & Söhne feiert dieses Jahr den 10. Geburtstag der „Zeitwerk“. Zu diesem Anlass wurde die erste mechanische Armbanduhr der Manufaktur mit exakt springender Digitalanzeige neu aufgelegt: Die 2019er „Zeitwerk Date“ ist das erste Exemplar der Reihe, das auch den Kalendertag anzeigt. Er kann auf dem neuen, freiliegenden Datumsring abgelesen werden, welcher perfekt auf das Design der Uhr abgestimmt wurde.

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Das Glas wurde mit roten Zahlen von 1 bis 31 bedruckt, was perfekt zum Weißgoldgehäuse und dem grauen Ziffernblatt passt. Damit der Zeitmesser mit zwei Korrekturdrückern einfach eingestellt werden kann, wurde das Werk noch komplizierter: Das neue Kaliber umfasst ganze 516 Teile.

Audemars Piguet

Der Stand von Audemars Piguet war dieses Jahr wohl mit am interessantesten: Die diesjährige Kollektion umfasst ganze drei Werke und 13 Modelle. Das Unternehmen aus Le Brassus lancierte eine umwerfende Vielfalt an Neuerscheinungen, bei denen vom Dreizeigermodell bis zu Stücken mit Komplikationen, wie einem Läutwerk, alles dabei war. Audemars Piguet ist jedoch schon seit Langem vor allem für seine Royal Oak Modelle bekannt. Der erste Royal Oak Zeitmesser wurde 1972 als erste Luxussportuhr entwickelt. Fans sind nach wie vor begeistert von der Linie und heiß auf neue Ausführungen. Der Höhepunkt der Neuerscheinungen der Manufaktur war auf dem SIHH also sicher die neue Royal Oak Variante mit kleinerem 38mm-Gehäuse und schlankerem Design – und das Beste: Sie ist für beide Geschlechter gleichermaßen tragbar.

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Oder die neue CODE 11.59 Serie.

IWC

IWC hat sich dieses Jahr die Überarbeitung seiner Fliegeruhren vorgenommen. Viele Klassiker wurden mit neuen Hightech-Gehäusen ausgestattet. Sie warten also nicht nur mit Charme aus der Zeit des zweiten Weltkriegs auf, sondern auch mit edler beiger Zirkonoxid-Keramik oder kostbarem mattschwarzem „Ceratanium“. Zweiteres ist eine Bezeichnung für keramisiertes Titan, welches besonders leicht und belastbar gleichzeitig ist. Die „Big Pilot’s Watch Perpetual Calendar Spitfire“ im attraktiven Military Look.

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Oder die „Big Pilot’s Watch Constant-Force Tourbillon Edition Le Petit Prince” mit Gehäuse aus kratzfestem Hartgold sollten Sie sich auf jeden Fall einmal genauer ansehen.

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Jaeger-LeCoultre

Die beliebten Uhrmacher aus Le Sentier haben dieses Jahr die stark limitierte „Master Ultra Thin Tourbillon Enamel“ lanciert. Lediglich 50 Stück wurden davon gefertigt. Der spezielle Zeitmesser ist mit einem neuen Tourbillon und einem Datumszähler ausgerüstet und kommt in komplett neuem Gewand. Das gänzlich überarbeitete Design überzeugt durch das elegante Gehäuse und auch die technische Raffinesse kommt mit dem neuen Kaliber Jaeger-LeCoultre 978 nicht zu kurz. Das absolute Sahnehäubchen dieser Uhr: Um sechs Uhr kann man durch eine kleine Öffnung das Schauspiel des Tourbillon bestaunen.

Montblanc

Von Montblanc wurden gleich zwei neue Modelle vorgestellt, die es uns besonders angetan haben. Bei dem ersten handelt es sich um die 1858 Geosphere in Bronze mit Ziffernblatt in Khakigrün und farblich abgestimmten „NATO“-Armbändern. Diese werden sogar extra in einer traditionellen Webmanufaktur in Frankreich produziert. Die 1858er Reihe ist inspiriert vom Bergsteigen und wurde den „Seven Summits“ gewidmet, also den jeweils höchsten Bergen der sieben Kontinente – und damit größten Herausforderungen der ehrgeizigen Sportler. Die Geosphere ist aber auch für Wasserratten geeignet, denn sie ist bis zu einer Tiefe von stolzen 100 Metern wasserdicht. Der zweite Zeitmesser ist der „Heritage Monopusher Chronograph“, ein echter Retrostar.

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Er erinnert nicht nur äußerlich mit dem alten Logo des Hauses, den aufgesetzten Punktindizes und der Drei-Minuten-Teilung des Totalisators zum Zählen der Telefongebühreneinheiten an die edlen historischen Verwandten. Auch technisch führt er die alten Traditionen gekonnt fort: Mit dem in die Krone integrierten Drücker lässt sich hier ganz altmodisch der Stoppzeiger bedienen.

Panerai

Panerai setzt aktuell auf légère Eleganz und Pragmatismus. Das neue Modell Luna Rossa Challenger Submersible ist der Kooperation mit dem „America’s Cup“ gewidmet, dem ältesten Sportwettbewerb der modernen Welt. Dieser findet 2019 bereits zum 36. Mal statt und Panerai wird der offizielle Sponsor von Luna Rossa sein, dem „Challenger of Record“-Team.

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Unter der Leitung von Massimiliano „Max“ Sirena wird das Luna Rossa Sailing Team die neue Uhr mit 47mm-Gehäuse und dunkelgrauem Segel-Ziffernblatt tragen. Auf der Rückseite aus Titan befindet sich das eingravierte Luna Rossa Logo und Profil des America’s Cup.

Vacheron Constantin

Vacheron Constantin wurde bereits im Jahre 1755 gegründet und ist damit bis heute die älteste durchgehend tätige Uhrenmanufaktur der Welt. Dieses Jahr hat das Unternehmen es geschafft das technologische Gesprächsthema Nummer 1 des Salons zu sein. Die neue „Twin Beat Perpetual Calendar“ verfügt über zwei Hemmungsgruppen, zwischen deren Einsatz sich über einen Knopf mühelos wechseln lässt. Die eine sorgt mit schnell schwingender Unruh für Präzision am bewegten Arm des Trägers, die andere langsamere für eine zuverlässige Funktion während der Ruhephasen – und das für eine Dauer von bis zu 65 Tagen. Für diese edle, beeindruckende Uhr mit ewigem Kalender muss man allerdings mit einem Preis von 217.000 Euro rechnen.

Ulysse Nardin

Ulysse Nardin hat den X-Faktor: Der 2016 eingeführte „Executive Skeleton Tourbillon“ ist eine Kombination aus klassischen und hypermodernen Elementen, ergänzt durch ein sportliches und drastisch skelettiertes Ziffernblatt. Dies war auch der erste Versuch der Marke, sich im harten Wettbewerb des Uhrenmarktes zu etablieren und eine jüngere, angesagtere Zielgruppe zu fokussieren. Die neue Variante „Skeleton X“ kommt noch sportlicher und mit überarbeitetem Tourbillon daher – und das zu gerade einmal einem Drittel des Preises seines Vorgängers. Zudem wurde die Gehäusegröße von 45mm auf 42mm reduziert und für einen stylisheren Look mehr in die Länge gezogen.

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 Die besondere Uhr gibt es in verschiedenen Ausführungen, wobei die Edition mit Carbonium Gold speziell hervorzuheben ist. Diese weist ein um 1mm größeres Gehäuse auf und ist durch das außergewöhnliche Material extrem leicht und funktionsfähig. Carbon wird eigentlich für die Herstellung von Tragflächen und Rumpfwerken in der Luftfahrt verwendet. Angeblich ist das Material besonders umweltschonend, da es von Überresten der Luftfahrt gewonnen wird. Das Carbon wird mit Gold vermischt, was die Skeleton X in einer einzigartigen Schwarz-Gold-Wellen-Optik erscheinen lässt.  Die Gestaltung des Ziffernblatts gibt ebenfalls einen spektakulären Anblick ab, denn die rechteckige Brücke mit den vier Armen formt das namensgebende „X“. Die berühmten römischen Ziffern wurden bei der neuen Variante auf lediglich zwei Stück bei III und IX Uhr reduziert. Mit Ausnahme des Modells aus schwarzem Titan wurden außerdem kontrastierende Farben auf dem Ziffernblatt verwendet, um die Lesbarkeit zu optimieren.

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Über den Autor

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Stefan Sebök

Während meiner Schulzeit habe ich im Lager eines Auktionshauses gearbeitet und bin damals erstmals in Berührung mit exklusiven, mechanischen Uhren gekommen. Die Faszination war ab diesem Moment geboren und hat mich bis heute nicht losgelassen. Für mich war also sehr früh klar, dass ich mehr zum Thema Geschichte und Preisentwicklung von Uhren lernen- und natürlich selbst irgendwann eine automatische Uhr besitzen möchte. (Mein absoluter, leider weit entfernter Traum war damals eine Rolex GMT Master mit der blau roten Pepsi Lünette). Während meines Studiums wagte ich dann erste Schritte mit dem Handel von gebrauchten Uhren über verschiedene Onlinemarktplätze und konnte mir dann auf diesem Wege eine gebrauchte Breitling Colt leisten.