Uhrengläser

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Stefan Sebök, zuletzt aktualisiert am 24.07.2023

Während andere Merkmale einer Uhr, wie etwa das Uhrwerk oder die Komplikationen, häufig besprochen werden, wird eine Komponente oftmals etwas stiefmütterlich behandelt: das Uhrenglas. Das möchten wir mit diesem Artikel ändern! Im Folgenden dreht sich alles um Uhrengläser und darum, was die verschiedenen Uhrglas-Materialien unterscheidet.

Die Bedeutung von Uhrengläsern: Warum sie mehr als nur Schutz bieten

Das Glas ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Uhr. Es schützt das Zifferblatt inklusive Zeiger vor Staub und Schmutz, hält Wasser fern und bietet den empfindlichen Bauteilen Schutz vor direkter Berührung. Durch die Gläser kann die Uhrzeit optimal abgelesen werden, wobei die Klarheit und Durchsichtigkeit bei einem hochwertigen, pfleglich behandelten Uhrenglas über Jahrzehnte hinweg nicht getrübt wird. Doch auch wenn das Glas einer Armbanduhr vorrangig rein praktische Zwecke erfüllt, ist auch sein Einfluss auf die Optik eines Zeitmessers nicht zu unterschätzen. Ein unversehrtes Uhrglas mit schicker Wölbung kann absolut edel wirken, dafür sorgen, dass das Zifferblatt ideal zur Geltung kommt, und das Aussehen einer Uhr so maßgeblich mit beeinflussen.

Saphirglas

Seit den 1980er Jahren wird Saphirglas in Armbanduhren verbaut. Dabei handelt es sich um künstlich gefertigten Saphir - ein Material, das sich durch seine Härte und Widerstandsfähigkeit auszeichnet. Das synthetisch hergestellte Glas veredelt heute zahlreiche Markenuhren und trägt zu deren stolzem Preis bei. Denn: Die Produktion von Saphirglas ist vergleichsweise aufwändig, was die Kosten in die Höhe treibt. Daher findet man das Saphirglas, dessen Härte bei 9 Mohs liegt und entsprechend fast an die Härte eines Diamanten heranreicht, überwiegend über den exquisiten Zifferblättern von Luxusuhren.

Mineralglas

Bei Mineralgläsern muss zwischen unbehandelten und gehärteten Gläsern unterschieden werden. Unbehandelte Mineralgläser entsprechen Fensterglas. Ein solches Mineralglas nimmt vergleichsweise leicht Schaden, denn es ist zwar deutlich härter als Kunststoff, aber dennoch recht anfällig für Kratzer und bei höherer Belastung nicht vor einem Bruch gefeit. Durch ein chemisches Verfahren kann das Mineralglas gehärtet werden, was die Uhrgläser deutlich robuster macht.

Kunststoffglas

Das Kunststoffglas ist das Leichtgewicht unter den Gläsern für Uhren. Oftmals als Hesalitglas, Plexiglas oder Acrylglas bezeichnet, weisen Kunststoffgläser eine erstaunliche Schlagfestigkeit, aber auch eine niedrige Dichte auf. Das bedeutet, dass sie - insbesondere im Vergleich mit Gläsern aus Saphir - recht weich sind und dementsprechend schnell einen Kratzer abbekommen.

Vor- und Nachteile von Uhrengläsern

Alle gängigen Arten der Uhrgläser bringen ihre Vorteile und Nachteile mit. Diese möchten wir einander an dieser Stelle übersichtlich gegenüberstellen, um einen direkten Vergleich zu schaffen.

Bezüglich der bereits beschriebenen Härte der Materialien fällt Saphir besonders positiv auf. Bei Spuren auf dem harten Glas handelt es sich häufig nicht um Kratzer, sondern lediglich um Abreibungen, die durch den Kontakt mit weicheren Materialien von außen auf das Glas gelangt sind. Diese können leicht entfernt werden. Anders ist das bei Kunststoffgläsern: Sie verkratzen vergleichsweise rasch, sind aber einfach zu polieren, wodurch das Entfernen von feinen Kratzern in aller Regel problemlos möglich ist. In Sachen Härte befinden sich Mineralgläser in der goldenen Mitte. Das Mineralglas ist kratzfester als Kunststoffglas, jedoch anspruchsvoller in der Politur. Wenn Uhrengläser aus Mineralglas brechen, ist außerdem ein Eindringen feiner Splitter ins Werk nicht ausgeschlossen. Die Folge können dann im "Worst Case" schwere Schäden am Uhrwerk sein. Genau dieses Risiko wird durch die härtende Behandlung des Glases reduziert.

Der klare Vorteil des Uhrenglases aus Kunststoff: Es ist herrlich leicht und spiegelt nicht. Genau hier liegt ein Nachteil des Saphirglases. Dieses ist für eine starke Lichtbrechung und damit verbundene Reflektionen bekannt, was den Blick auf die Uhr je nach Lichteinfall erheblich stören kann. Um dem entgegenzuwirken, werden nicht selten spezielle Beschichtungen auf das Glas gebracht, welche die Spiegelung gravierend reduzieren können. Dafür bleiben Saphir- und Mineralglas bei angemessener Pflege über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg absolut klar, während minderwertigeres Kunststoffuhrenglas unter Umständen trüb werden und vergilben kann. Dies hängt unter anderem mit der Wirkung von UV-Strahlung auf das Material zusammen.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal: Gläser aus Kunststoff besitzen eine osmotische Eigenschaft. Sie sind also nicht zwingend absolut wasserundurchlässig. Aus diesem Grund werden sie in Taucheruhren üblicherweise mit einer Armierung versehen und für gewöhnlich in besonders dicken Formen eingesetzt. Im Gegensatz dazu sind Uhrengläser aus Saphirglas und Mineralglas nicht osmotisch.

Wie erkenne ich das beste Uhrenglas?

Welches Material für Uhrengläser das beste ist, hängt letztlich in erheblichem Maße von den individuellen Vorstellungen des Trägers ab. Denn: Sämtliche sauber verarbeiteten Uhrgläser bieten Schutz gegen Staub und Co. und werden somit ihrem Hauptzweck gerecht. Bei der Wahl eines Uhrenglases sollten dennoch mehrere wichtige Aspekte bedacht werden. Allem voran sollte man sich vorab überlegen, welche Merkmale und Eigenschaften einem persönlich besonders wichtig sind. Wünscht man sich zum Beispiel ein ausgesprochen leichtes Uhrenglas, bieten sich Kunststoffgläser an. Legt man hingegen großen Wert auf Widerstandsfähigkeit und einen Hauch von Luxus, liegt die Entscheidung für Saphirglas auf der Hand.

In jedem Fall ist es unerlässlich, sich ausführlich zu informieren und gegebenenfalls professionell beraten zu lassen. Schließlich haben sämtliche Uhrengläser ihre Plus- und Minuspunkte, die man vor einem Kauf kennen sollte, um die beste Wahl treffen zu können.

Fazit

Vom Plexiglas über Mineralgläser bis hin zum Saphirglas werden heute verschiedene bewährte Materialien in Uhren verbaut. Welches Uhrenglas sich im Einzelfall am besten eignet, wird mitunter von den Prioritäten des Trägers, dem Budget und dem geplanten Einsatz der Uhren bestimmt. Es lohnt sich in jedem Fall, sich einmal intensiv mit dem spannenden Thema der Uhrengläser zu befassen, um die Merkmale, welche die Optionen voneinander unterscheiden, richtig einordnen und beim Uhrenkauf im Hinterkopf behalten zu können.


Über den Autor

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Stefan Sebök

Während meiner Schulzeit habe ich im Lager eines Auktionshauses gearbeitet und bin damals erstmals in Berührung mit exklusiven, mechanischen Uhren gekommen. Die Faszination war ab diesem Moment geboren und hat mich bis heute nicht losgelassen. Für mich war also sehr früh klar, dass ich mehr zum Thema Geschichte und Preisentwicklung von Uhren lernen- und natürlich selbst irgendwann eine automatische Uhr besitzen möchte. (Mein absoluter, leider weit entfernter Traum war damals eine Rolex GMT Master mit der blau roten Pepsi Lünette). Während meines Studiums wagte ich dann erste Schritte mit dem Handel von gebrauchten Uhren über verschiedene Onlinemarktplätze und konnte mir dann auf diesem Wege eine gebrauchte Breitling Colt leisten.