Römische Vier auf Uhren

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Sabine Meding, zuletzt aktualisiert am 07.08.2023

Wer sich schon einmal intensiver mit Uhrenzifferblättern und insbesondere mit den Indizes von Armbanduhren auseinandergesetzt hat, ist womöglich auf folgenden Fakt aufmerksam geworden: Nicht alle Uhren sind mit arabischen Zahlen ausgestattet. So manches Zifferblatt zieren römische Ziffern. Doch warum finden Ziffern in römischer Schrift bis heute Verwendung auf Zeitmessern? Und welche Besonderheit bringt dabei die römische Vier auf Uhren mit sich? Das sind nur zwei der spannenden Fragen rund um die römische Schreibweise bei Zeitmessern, auf die wir in diesem Beitrag Antworten finden.

Bedeutung und Verwendung von Römischen Ziffern

Römische Ziffern sind eine Schreibweise der Zahlen, die in der Antike entstanden ist. Ein Zähler wird dabei mit "I" dargestellt, 5 wird als "V" geschrieben und "X" steht für die 10. Zusätzlich gibt es Zeichen für 50 ("L"), 100 ("C"), 500 ("D") und 1.000 ("M") sowie für 5.000 und 10.000.

Mit diesen Ziffern lässt sich in Kombination jede denkbare Zahl abbilden. Dabei wird in der Subtraktions- und Additions-Zählweise verfahren. Die Zahl 9 wird zum Beispiel als "IX" geschrieben, wobei der Strich vor der 10 abgezogen wird. Die 11 wird entsprechend mit einem Strich in Position hinter der 10 geschrieben - also "XI" -, sodass der Strich zur 10 hinzuzuzählen ist.

Heute haben sich die arabischen Zahlen durchgesetzt, weshalb uns römische Ziffern im Alltag nur noch selten begegnen. Wenn wir sie sehen, dann befinden sie sich in aller Regel auf alten Gebäuden, Denkmälern, Statuen oder eben auf dem Ziffernblatt einer Uhr.

Die Faszination der Römischen Ziffern auf Uhren

Je größer die Uhrensammlung, desto wahrscheinlicher ist es, dass zumindest eine - wenn nicht mehrere - der Uhren mit römischen Zahlen versehen sind. Denn: Es ist tatsächlich gar nicht so unüblich, dass sich Uhrmacher für die römische Schreibweise der Indizes auf dem Zifferblatt entscheiden. Das mag dem Laien zunächst unsinnig erscheinen, sind doch nicht alle Menschen in der Lage dazu, die römische Schreibweise auf Anhieb problemlos zu lesen. Was die Lesbarkeit für Jedermann betrifft, scheinen die arabischen Zahlen die deutlich bessere Wahl zu sein.

Und doch spricht die große Beliebtheit von Zeitmessern mit römischen Indizes dafür, dass auch diese Variante ihre Daseinsberechtigung hat. Was die Faszination für diese Schreibweise ausmacht, darüber lässt sich nur mutmaßen. Großen Einfluss hat sicherlich der rein optische Aspekt, denn die römischen Zahlen lassen das Zifferblatt einer Armbanduhr augenblicklich recht hochwertig anmuten und verleihen ihm einen historisch-geschichtsträchtigen Touch.

Die Herkunft der Römischen Ziffern in der Uhrmacherkunst

Einige der wohl ältesten Zifferblätter, auf denen römische Zahlen prangten, waren aller Wahrscheinlichkeit nach Turmuhren. Eine solch frühe Turmuhr wurde demnach klassischerweise mit römischen Ziffern ausgestattet, was in Folge für Taschen-, Wand- und Armbanduhr übernommen wurde.

Die Römische Vier: IV oder IIII?

Im Zusammenhang mit den Indizes auf Zeitmessern wird die römische Vier besonders häufig thematisiert. In Uhrenliebhaber-Kreisen wird bis heute rege über die korrekte Schreibweise der römischen Vier diskutiert - ein Thema, das niemals an Brisanz zu verlieren scheint.

Die verschiedenen Darstellungen der Vier auf Uhren

Kennt man sich ein wenig mit den römisch geschriebenen Zahl-Werten aus, so wird man prompt vor Augen haben, wie die Vier zu schreiben ist: "IV". Allerdings wird diese Schreibweise längst nicht auf allen Zifferblättern verwendet. Oftmals findet man stattdessen vier Striche, also "IIII", was durchaus zu Verwunderung führen kann. Auf die Frage danach, ob Zifferblätter häufiger "IV" oder "IIII" anstelle der Vier zeigen, gibt es eine recht eindeutige Antwort: In den allermeisten Fällen entscheiden sich Uhrenhersteller für die vier Striche. Trotzdem gibt es vereinzelt natürlich auch Armbanduhren, bei denen man ein "IV" auf dem Zifferblatt entdecken kann.

Warum einige Uhren "IIII" statt "IV" verwenden

Der Ursprung der Schreibweise mit den vier Strichen ist in der Entwicklung des römischen Zählsystems zu finden. Dieses geht auf das Abzählen an den Fingern der Hand beziehungsweise das Zählen von Kerben auf Ton- oder Wachstafeln zurück. Gezählt wurde die Anzahl der Striche - ob nun in Form von Kerben oder Finger für Finger -, wobei zunächst auf die Zuhilfenahme von Hilfszahlen, wie "V", "X" oder "C", verzichtet wurde. Diese kamen erst im Laufe der Zeit hinzu und vereinfachten allem voran das Rechnen, das ausschließlich mit Strichen doch schnell recht unübersichtlich wurde. Das Phänomen der vier Striche auf der Armbanduhr erklärt sich also im Ansatz bereits durch die Geschichte der römischen Zahlen. Welche weiteren Gründe dafür sprechen, die "IIII" der "IV" vorzuziehen, wird später in diesem Artikel noch im Detail beleuchtet.

Bekannte Uhrenmarken mit Römischen Vieren

Sucht man speziell nach einer Uhr mit Zahlen in römischer Schreibweise, so dauert es für gewöhnlich nicht lange, bis man fündig wird. Immer vorausgesetzt, man sieht sich bei den richtigen Herstellern um. Erstaunlich viele der Uhrenmarken aus dem mittel- und hochpreisigen Segment zählen zu ihrem Sortiment gleich mehrere Exemplare mit "IIII" oder "IV", sodass Interessenten durchaus eine breitgefächerte Auswahl vorfinden.

Ein paar Beispiele gefällig? Starten wir mit einem Klassiker der "IIII Uhr": der Chopard Geneve. Die Herrenuhr, die gerade durch ihr minimalistisches Design ins Auge sticht, zeigt vier Striche auf dem Zifferblatt, wobei die römischen Zahlen die pure Eleganz der klassischen Uhr hervorragend unterstreichen.

An dieser Stelle möchten wir außerdem unbedingt eine Uhr mit vier Strichen aus dem Hause Rolex nennen und landen somit direkt bei der Rolex Datejust. Bei dieser filigranen Uhrenikone fügen sich die vier "I" - genau wie die übrigen Ziffern - extrem harmonisch ins Gesamtbild ein und tragen somit zu einer rundum mehr als gelungenen Optik bei.

Zu guter Letzt ist die Montblanc Star Steel als Uhr mit einer römischen Vier nicht zu vergessen. Der Chronograph mit dem geradlinigen und doch schmucken Zifferblatt setzt ebenfalls auf die Schreibweise mit vier Strichen und gehört mit Sicherheit zu den Modellen, die die meisten Uhrensammler gerne ihr Eigen nennen würden.

Die Kunst der Römischen Ziffern auf Zifferblättern

Auf die "IIII" auf dem Zifferblatt angesprochen, liefern viele Uhrmacher eine Erklärung, die sich um ein bestimmtes Schlüsselwort dreht: Symmetrie. Indem die Zahl mit vier Strichen geschrieben wird, entstehe eine Art optische Balance auf dem Ziffernblatt, vor allem im Hinblick auf die "VIII", die der Vier auf der anderen Seite gegenübersteht. Im Vergleich würde eine "IV Uhr" - dieser Ansicht folgend - schon alleine aufgrund der Zeichen stets etwas unharmonisch wirken. Ein Grund für die Verwendung der vier Striche ist also in der bloßen Ästhetik zu finden.

Die Bedeutung von Römischen Vieren in der Kultur

Es gibt noch einige weitere Theorien, die herzuleiten versuchen, warum die "IIII" der "IV" auf dem Zifferblatt so oft vorgezogen wird. Eine davon ist die Jupiter-These, die auf eine Besonderheit der Schriftsprache in der Antike aufbaut. Damals ließ sich der Buchstabe "I" auch als "J" lesen, während ein "V" für ein "U" stehen konnte. "IV" konnte demnach als "JU" gelesen werden, was als Kürzel für Jupiter zu deuten ist. Damit ist in diesem Kontext nicht etwa der Planet, sondern ein hoher Gott aus der römischen Mythologie gemeint. Zu Zeiten, in denen die Sagen rund um die Gottheiten für viele Menschen weitaus mehr als bloße Geschichten waren, hätte es vermutlich herablassend und unangemessen gewirkt, "JU" in Reih und Glied mit anderen, ganz gewöhnlichen Zahlen auf ein Zifferblatt zu schreiben.

Ein weiterer Erklärungsansatz stellt König Ludwig XIV in den Mittelpunkt. Der sogenannte "Sonnenkönig" soll die Zahl Vier in der "IIII"-Schreibweise als deutlich bessere Version erkannt und sämtlichen Uhrmachern seines Herrschaftsgebiets aufgetragen haben, die Zahl in Strichen zu schreiben.

Diese beiden Theorien, die sich auf kulturelle Aspekte beziehen, kursieren bereits seit langer Zeit und können weder final bestätigt noch absolut widerlegt werden. Letztendlich muss sich also jeder selbst eine Meinung bilden und für sich entscheiden, welche Version der Geschichte rund um die Gestaltung des Zifferblattes er für besonders wahrscheinlich hält.

Praktische Aspekte von Römischen Vieren

Abseits von Jupiter, dem Sonnenkönig und Co. gibt es einige recht logische Gründe, die für die Verwendung der Strichbeschriftung sprechen. Zum einen wäre da die Verwechslungsgefahr, welche von der "IV" ausgeht. Schließlich gehört auch die "VI" aufs Zifferblatt, die sich nur durch die Position des Striches von der "IV" unterscheidet, wodurch eine schlechte, unklare Lesbarkeit der Uhr befürchtet wird.

Hinzu kommt der Aspekt der Sparsamkeit: Früher mussten die Indizes - genauso wie beispielsweise die Zeiger - in mühsamer Arbeit von Hand gegossen werden. Dafür wurden Gussformen genutzt. Entschied man sich für die Zahl Vier als "IIII", konnte man praktischerweise eine Gussform mit zwanzig Strichen sowie je vier Mulden für "V" und "X" nutzen und diese ganz einfach vierfach verwenden - schon war ein vollständiges Zeichen-Set entstanden. Wollte man als Uhrmacher stattdessen "IV" schreiben, ging diese Vorgehensweise nicht mehr auf, was die Herstellung der Indizes dieser Variante deutlich verkompliziert und somit etwas unbeliebter gemacht haben dürfte.

Fazit

Wer sich in diesem Beitrag eine ganz klare Antwort darauf erhofft hat, ob nun "IV" oder "IIII" als korrekte Zeichen-Wahl anzusehen ist, den müssen wir leider enttäuschen. Denn: Eine einzig richtige Schreibweise gibt es nicht. Auch wenn "IV" heutzutage abseits der Uhrenwelt weitaus verbreiteter ist, kann "IIII" nicht per se als falsch bezeichnet werden. Vielmehr gibt es einige durchaus nachvollziehbare Begründungen dafür, gerade bei der Beschriftung einer Uhr auf die Strich-Variante zurückzugreifen. Es bleibt also festzuhalten: Beides geht! Welche Schreibweise ein Uhrmacher wählt, dürfte größtenteils eine Frage des Geschmacks sein.


Über den Autor

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Sabine Meding

Das weitläufige Thema der Horologie interessierte mich schon immer, vor allem wie facettenreich und vielseitig die Welt der Uhren ist. Ich liebe es, über die verschiedenen Marken und Modelle zu schreiben und kann mir ein Leben ohne Uhren gar nicht mehr vorstellen. Am besten gefallen mir Modelle, die sowohl den Wochentag, als auch das Datum anzeigen. Ist dann das Zifferblatt auch noch aus Perlmutt, ist die Uhr für mich perfekt.