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er Begriff „Komplikation“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Erschwerung oder Verkomplizierung. Bei einer Komplikation handelt es sich um eine aufwendige mechanische Zusatzfunktion eines mechanischen Uhrwerks. Schon nur eine Zusatzfunktion macht eine Uhr durchaus komplizierter, denn bereits dabei kann die Menge der Einzelteile schnell von 60 auf über 300 steigen. Uhren mit Komplikationen gehen über die gewöhnliche Anzeige von Stunde, Minute und Sekunde hinaus und weisen damit einen größeren Funktionswert auf als andere Zeitmesser. Während Kompliziertes im Alltag meist unerwünscht ist, ist so eine Komplikation das Highlight einer Uhr und bietet dem Träger stets einen bestimmten Mehrwert, der fasziniert.
Einteilung und Unstimmigkeiten
Man unterscheidet zwischen kleinen und großen Komplikationen. Zu den kleinen gehören beispielsweise Datumsanzeige, Wochentagsanzeige, Mondphasenanzeige, Gangreserveanzeige, Drehlünette, sowie die Anzeige einer zweiten Zeitzone. Große Komplikationen sind hingegen Tourbillon, Minuten- und Stundenrepetition, Jahreskalender und der Ewige Kalender. Auch Weltzeituhren, Armbandwecker, Zeitgleichungen (Äquation) und Uhren mit Schlagwerk gelten als große Komplikationen. Ob es sich beim Tourbillon wirklich um eine Komplikation handelt, ist umstritten. Das Tourbillon (franz. für „Wirbelwind“) ist eine Vorrichtung, die den Einfluss der Schwerkraft auf die Ganggenauigkeit beheben soll. Eine am Handgelenk getragene Uhr wird jedoch immer unterschiedlich bewegt, sodass das Tourbillon oftmals keinen Vorteil bringt. Aus diesem Grund sehen es einige Experten nicht als richtige Uhrenkomplikation an.
Sind Chronographen Komplikationen?
Chronographen werden oftmals ebenfalls zu den großen Komplikationen gezählt, denn sie sind genauso schwierig umzusetzen wie ein Ewiger Kalender. Sie werden allerdings öfter integriert und sind preiswerter. Auch die Chronographenfunktionen Flyback, Rattrapante und Foudroyante werden dazugerechnet. Beim Rattrapante oder „Schleppzeigerchronograph“ werden Zwischenzeiten gestoppt, indem bei der Zeitnahme ein zweiter Stoppsekundenzeiger mitgeschleppt wird, der abgekoppelt und zum Hauptsekundenzeiger zurückgestellt werden kann. Beim Foudroyant handelt es sich hingegen um eine exotische Komplikation bei mechanischen Uhren, auch als „blitzende Sekunde“ bekannt. Dabei dreht sich ein Zeiger einmal pro Sekunde um die eigene Achse. Die Komplikation ist extrem aufwendig, sodass nur wenige Uhren damit ausgestattet sind.
Bequeme Zusatznutzen dank dieser Visionäre
Insbesondere simplere Komplikationen wie die Datumsanzeige oder die Anzeige einer zweiten Zeitzone sind uns im Alltag hilfreich. Bei diesen spielt Rolex eine entscheidende Rolle, denn das Unternehmen hat in der Vergangenheit immer wieder vorteilhafte Zusatzfunktionen in die Uhrenwelt gebracht und diese weiterentwickelt. Doch auch andere alteingesessene Manufakturen wie A. Lange & Söhne, Breitling und IWC Schaffhausen haben dazu einen Beitrag geleistet. Zeitmesser mit mehreren solcher aufwendiger Komplikationen werden als „Grande Complication“ bezeichnet. Für viele Uhrenfans ist ein derartiges exklusives Meisterwerk das Non-Plus-Ultra, denn in den luxuriösen Schmuckstücken stecken aufwendige Handarbeit, eine Menge Feingefühl und höchste Uhrmacherkunst.
Populäre Grand Complications
Zu den bekanntesten Grand Complications gehört die Vacheron Constantin Tour de L’Île mit 16 Komplikationen. Zum 250. Geburtstag der Uhrenmanufaktur kreierte Vacheron Constantin sieben exklusive Grand Complications, darunter auch die Tour de L’Île. Sie ist mit einer Minutenrepetition, einer Mondphasenanzeige, Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangsanzeige, sowie ewigem Kalender ausgestattet. Der Zeitmesser besteht aus purem Gold und ist aus 834 Komponenten zusammengesetzt. Auf einer Auktion wurde ein Exemplar für stolze 1,56 Millionen US-Dollar verkauft. Die Jaeger-LeCoultre Hybris Mechanica à Grande Sonnerie mit 26 Komplikationen war lange Zeit die komplizierteste Uhr der Welt. In ihr sind ein ewiger Kalender, eine Grande Sonnerie, eine Petite Sonnerie und Gangreservenanzeigen für Werk und Schlagwerk verbaut. Sie war außerdem die erste Armbanduhr überhaupt, die die Melodie der Westminster Turmuhr komplett ertönen lässt. Auch die A. Lange & Söhne Grande Complication Nr. 42500 reiht sich bei den bekanntesten Uhren mit Komplikationen ein. Sie wurde im Jahr 1902 vorgestellt und an einen Wiener verkauft. Danach hörte man fast hundert Jahre lang nichts von diesem besonderen Zeitmesser, bevor er seinen Weg zurück ins Hause A. Lange & Söhne fand. Der desaströse Zustand der Uhr machte einige tausend Arbeitsstunden erforderlich, doch der Aufwand lohnte sich am Ende und die Grande Complication Nr. 42500 konnte in einen funktionsfähigen Zustand zurückversetzt werden. Nun ist sie als historisch bedeutsames Kulturgut in einem Museum ausgestellt. Auf Basis dieser Taschenuhr wurde im Jahr 2013 schließlich die Grand Complication Ref. 912.032 präsentiert, die bislang komplizierteste Armbanduhr von A. Lange & Söhne.
Komplikationsmeister Patek Philippe
Wenn man von Uhren mit Komplikationen spricht, so kommt man an Patek Philippe keinesfalls vorbei. Die Uhrenmanufaktur gehört in diesem Segment zu den Spitzenreitern und konnte zwei Mal sogar schon die komplizierteste Uhr des Jahrhunderts zu produzieren. Die Patek Philippe Grand Complications Ref. 5207P-001 ist ein Paradebeispiel für die Handwerkskunst des Unternehmens. Das Modell kommt mit einer Minutenrepetition, Mondphasenanzeige und einem ewigen Kalender. Das Gehäuse aus Platin lässt einen besonders hellen Ton ertönen. Die Repetition gilt als Spezialgebiet von Patek Philippe. Auch die Patek Philippe Sky Moon Tourbillon Ref. 5002 mit 12 Komplikationen zählt zu den bekanntesten Komplikationsmeisterwerken der Schweizer. Darüber hinaus wurde zum 175. Geburtstag des Unternehmens der Grandmaster Chime Zeitmesser präsentiert – mit stolzen 20 Komplikationen. Es wurden nur sieben Stück dieser besonderen Armbanduhr produziert, die als eine der kompliziertesten der Welt gilt. Sie ist mehrere Millionen Euro Wert, ein Exemplar hat selbstverständlich einen Ehrenplatz im Manufakturmuseum ergattert. Ein Team der besten Uhrmacher, Designer und Ingenieure feilte acht Jahre lang an diesem Modell. Die Datumrepetition der Grandmaster Chime ist eine Revolution im Armbanduhrensegment. Über den Datumsknopf wird dem Träger durch einen Schlagtöne mitgeteilt, wie viele Monatstage bereits vergangen sind. Ein hoher und ein tiefer Schlag ergeben dabei zehn Tage. Auch ein Wecker ist integriert. Hier startet man nicht mit gewöhnlichem Piepsen in den Tag, sondern mit dem wohltuenden Klang des Minutenrepetitionsschlagwerks. Das besondere Luxusgut wurde für Uhrenfans der Extraklasse konzipiert. Sie ist 16,1 Millimeter dick, hat einen Durchmesser von 47 Millimetern und ist mit Saphiren und 18-karätigem Roségold verziert. Angaben zufolge habe das Patek Philippe-Team bereits 100.000 Stunden gebraucht, um lediglich die einzelnen Komponenten der sieben Grandmaster Chime Exemplare zusammenzubauen.
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